Herzlich willkommen an der Alanus Hochschule! Vielleicht können Sie sich kurz vorstellen?
Vielen Dank! Ich bin 61 Jahre alt, stamme aus Hamburg und lebe jetzt zwischen Ostsee und Schlei in der Nähe von Eckernförde. Ich bin verheiratet, habe zwei inzwischen erwachsene Töchter und seit zwei Jahren ein Enkelkind.
Was haben Sie vor Ihrer Professur beruflich gemacht?
Ich bin Mediziner und habe zunächst 12 Jahre klinisch gearbeitet, zuletzt als Oberarzt in einem großen hamburger Krankenhaus. Dann habe ich meinen Arbeitsschwerpunkt aus Freude an diesem Aufgabenfeld immer mehr in die Heilpädagogik verlegt, selbst eine sozialtherapeutische Qualifikation erworben und mit meiner Familie 10 Jahre auf dem Vogthof, einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für junge erwachsene Menschen mit Behinderung am Stadtrand von Hamburg, gelebt und gearbeitet, davon 8 Jahre als Einrichtungsleiter. Während dieser Zeit habe ich mit anderen heilpädagogischen Instituten gemeinsam eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Heilerziehungspfleger aufgebaut, die 2006 in die Gründung der Fachschule Nord in Kiel eingemündet ist, wo ich heute als Dozent und Schulleiter „hauptberuflich“ tätig bin. Nebenbei begleite ich seit 2000 die Rudolf Steiner Schule Bergstadt als Schularzt.
Was ist Ihnen in der Arbeit im Fachbereich Bildungswissenschaft besonders wichtig?
Ich erachte es als sehr wichtig, dass sich die anthroposophischen Konzepte von Heilpädagogik wie auch Waldorfpädagogik im akademischen Diskurs einbringen, um als seriöse wissenschaftliche Methoden wahrgenommen zu werden, um zukunftsfähig zu werden und in ihrer Substanz bestehen zu bleiben. Die wichtigsten Impulse hierfür habe ich immer als von der Alanus Hochschule ausgehend erlebt, deshalb freue ich mich sehr, hier in wenn auch beschränktem Umfang mitwirken zu dürfen.
Wo liegen ihre thematischen Schwerpunkte?
Mir liegt in einer Zeit, in der die Heilpädagogik und Behindertenarbeit insgesamt immer prägender von soziologischen Perspektiven bestimmt werden, daran, dabei den Blick auf die leiblichen Bedingungen von Entwicklungsstörungen nicht zu vernachlässigen. Alles Bewusstsein und alle sozialen Prozesse brauchen eine leibliche Grundlage, um sich hier in der „irdischen Welt“ zu verwirklichen, und je besser man die Wechselwirkung zwischen Bewusstsein und Körper versteht, desto fundierter lassen sich Unterstützungprozesse anlegen. Meine Schwerpunkte werden daher im Bereich der Entwicklungsforschung vor dem Hintergrund medizinisch-pädagogischer Menschenkunde und der Psychiatrie liegen.
In der Heilpädagogik gibt es ja einen starken Diskurs um Inklusion. Was sind in Ihren Augen besonders wichtige Aspekte der Inklusion oder die großen Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Inklusion?
Ein besonders wichtiger Aspekt ist für mich die Notwendigkeit, wirklich den individuellen Bedingungen entsprechend den besten Weg für ein Kind zu suchen. Ein schematisches Umsetzen von beispielsweise schulischer Inklusion um ihrer selbst willen, ohne wirklich auf die Ressourcen der Schule oder die Stärken und Schwächen der Kinder zu schauen, erschien mir in manchen Fällen, die ich begleitet habe, eher als Rückschritt gegenüber dem, was in speziell heilpädagogischen Schulen an „Empowerment“ für die Kinder erreicht werden kann. Eine große Herausforderung wird es auch sein, die gesellschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Gewinn wahrgenommen wird, den Kinder oder erwachsene Menschen mit Behinderungen für ein Gemeinwesen bedeuten können.
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