Rückblick auf ein interdisziplinäres Projekt zwischen Schule und Hochschule
Studierende des 5. Semesters im Studiengang Bachelor of Arts Kunst-Pädagogik-Therapie hatten im vergangenen Semester die Gelegenheit, mit Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe ein interdisziplinäres Projekt im Differenzierungskurs Wirtschaft/Medien/Gestalten zum Thema „Unternehmer werden, Unternehmer sein“ durchzuführen.
Die begleitende Lehrveranstaltung „Kunstpädagogik in der Praxis“ möchte Erfahrungsräume schaffen und Perspektiven für das Lehramt Kunst bzw. benachbarte kunstpädagogische Handlungsfelder aufzeigen. Kooperationen mit Regel- und Waldorfschulen ermöglichen die Praxiserfahrungen, in denen die Studierenden im geschützten Rahmen eng mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Der Praxisbezug bietet im Bachelorstudium eine Orientierung für konsekutive Masterstudiengänge und gewährt in diesem Fall Einblicke in fächerübergreifende Projekte mit den Schulfächern Kunst und Wirtschaft.
Im Herbst 2017 bot ein Pilotprojekt des Tannenbusch-Gymnasiums für die Studierenden eine gleichermaßen anregende wie herausfordernde Gelegenheit für interdisziplinäres Lernen und Lehren: Über sieben Wochen hinweg sollte für je zwei Schulstunden pro Woche das Thema „Unternehmer werden, Unternehmer sein“ künstlerisch behandelt werden.
Aber wie?
„Ich hatte viele Fragezeichen im Kopf: Wie kann ich Inhalte vermitteln, von denen ich nichts weiß? Sollte ich nicht im eigenen Fach unterrichten lernen bevor es fachfremd wird? Wie soll man Kunst und Wirtschaft miteinander verbinden? Gibt es einen Weg, dass die Kunst für sich stehen kann und nicht als Mittel zum Zweck ,missbraucht‘ wird? Oder ist es einfach eine positive Eigenschaft der Kunst, dass man durch sie abstrakte und komplexe Inhalte zugänglich machen kann?“ (Miriam, Studentin BA Kunst-Pädagogik-Therapie)
Mit diesen Fragen haben sich die Studierenden in insgesamt fünf Projektgruppen auseinandergesetzt. Die verschiedenen Gruppen ermöglichen vielfältige kreative Zugänge zu der Thematik für die Studierenden und bieten damit eine große Auswahlmöglichkeit für die rund 40 Schülerinnen und Schüler: Mit dem jungen Italiener Alberto wird einer fiktiven Unternehmerfigur der Gruppe „Im Leben eines Unternehmers“ schrittweise Leben eingehaucht – Mit viel Fantasie und Ideenreichtum wird aus Albertos Schwäche für besonderen Kakao ein Unternehmenskonzept gestaltet, das in der Eröffnung eines Cafés mündet. Bei der Gruppe „Spendenaktion – non profit organisation“ ist der Name Programm: Hier konnten die Schülerinnen und Schüler von Anfang an mitbestimmen wie und wofür Spenden gesammelt werden. Ein Waffelverkauf lässt dabei nicht sofort an Kunst denken, regte jedoch mit vielen künstlerischen Übungen zum Querdenken für die Aktion an. Die Gruppe „Tabu-Snacks“ hat die Idee, gesunde Pausensnacks im Schulalltag zu etablieren, mit cleveren Marketingstrategien wie der Gestaltung eines Kochbuches oder der Verbreitung über Social Media (#tabusnacks auf Instagram) verfolgt. Die vierte Gruppe vermittelte mit selbst hergestellten Pflanzenfarben den Aspekt der Nachhaltigkeit von dem Material, über die Idee bis hin zum Produkt. Die fünfte Gruppe machte es sich zur Aufgabe, die anderen vier Gruppen in ihren Prozessen zu begleiten und produzierte über die gesamte Projektphase hinweg einen Film mit individueller Rahmung.
Eine fachliche Vernetzung von Kunst und Wirtschaft erfolgte nicht nur innerhalb der Schule, sondern auch im Rahmen einer Kooperation des Fachbereichs Bildungswissenschaft und des Fachbereichs Wirtschaft an der Alanus Hochschule. Miriam Caspers und Justus Harm (Bachelor of Arts BWL – Wirtschaft neu denken) unterstützten das Schulprojekt, indem sie zuvor in einem Tutorium „von Studenten für Studenten“ die wichtigsten Phasen einer Unternehmensgründung vermittelten und während des Projekts mit den Schülerinnen und Schülern mittels eines crowdfundings Materialgelder generierten.
Die frischen Eindrücke und Erfahrungen dieses Pilotprojekts konnten im Februar im Rahmen der Tagung „KiWi.sch – Kunst im Wirtschaftsunterricht“ des Fachbereichs Wirtschaft mit Kolleginnen und Kollegen der Hochschule und den teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern ausgetauscht werden.
In diesem Projekt konnten wir zusammen die Parallelen und Unterschiede im künstlerischen sowie im wirtschaftlichen Handeln erstmals entdecken. Dieser Prozess war für alle Beteiligten neu und an vielen Stellen von Unbestimmtheit geprägt. Die Vielfalt des künstlerischen Umgangs mit der Thematik hat sehr unterschiedliche Ansätze hervorgebracht, die in der praktischen Umsetzung mit den Schülern gut funktionierte.
Text+ Fotos: Marlene Nockmann, Beatrice Cron, Miriam Vergien, Solange Hildebrand